Impulse vom Synodalen Weg

An diesem Samstagnachmittag war Frau Dr. Rosel Oehmen-Vieregge, Ordensreferentin unseres Erzbistums, bei uns im Konvent zu Gast. Als engagierte Kirchenrechtlerin führte sie uns in die Thematik des ersten verabschiedeten Grundtextes des Synodalen Weges ein: „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“.
Die Referentin bezog ihre Zuhörerinnen von Beginn an dialogisch in die Entwicklung des Themas ein, sodass ein interessantes Gespräch über das Verständnis und das Erleben von Macht in der Kirche zustande kam. Besonders die Gegenüberstellung zentraler Anliegen des Grundtextes mit Passagen aus der Benediktusregel zeigte deutlich, dass der Umgang mit Macht in der kirchlichen Gemeinschaft sich fruchtbar an sehr alten Ordens-Traditionen orientieren könnte, um problematische Strukturen anders zu gestalten.
Frau Dr. Rosel Oehmen-Vieregge schenkte uns einen lebendigen, weil lebensnahen Austausch über die derzeitige Situation der Kirche und das Bemühen um Reformen. Die Anliegen des Synodalen Weges werden wir weiterhin im Gebet begleiten!
Unsere Hostienbäckerei wird geschlossen
In diesen Wochen endet eine lange Tradition im Kloster Varensell: Wir haben entschieden, unsere Hostienbäckerei aus wirtschaftlichen Gründen zu schließen.

Eine lange Geschichte
Seit 1905 wurden hier im Haus Hostien gebacken, zunächst für den eigenen Bedarf und die umliegenden Gemeinden, bald auch darüber hinaus. Der Betrieb wuchs und war über Jahrzehnte einer der wichtigsten Erwerbszweige der Abtei. Kirchen aus ganz Deutschland, manche auch im Ausland, katholische sowie evangelische Gemeinden und Einrichtungen gehörten zu unseren Kunden. Mehrere Angestellte arbeiteten mit in unserer Bäckerei.

Doch in den letzten Jahren ging die Nachfrage stetig zurück: Der nachlassende Kirchenbesuch vieler Gläubigen, Zusammenlegungen von Gemeinden und Reduzierung der Gottesdienste bedeuten letztlich auch weniger Bedarf an Hostien.
Corona-Pandemie
Schließlich brachen die Bestellungen mit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 drastisch ein und erholen sich jetzt nur sehr langsam und keineswegs vollständig. Unter diesen Umständen und angesichts der personellen Situation unserer Gemeinschaft ist es nicht möglich, Hostienbäckerei und -versand wirtschaftlich sinnvoll weiterzuführen.

Es fällt uns nicht leicht, diesen Schritt zu gehen und unseren Hostienbäckerei einzustellen. Für uns Benediktinerinnen bedeutete diese Arbeit immer mehr als nur einen Broterwerb. Der Bezug zum Gottesdienst der Kirche, zur Feier der Liturgie, zu vielen Gemeinden, Küster:innen und Seelsorger:innen war immer lebendig.
Nicht zuletzt haben unzählige Gruppen von Kommunionkindern von nah und fern die Abtei besucht und angeschaut, wie Hostien gebacken werden – und nebenbei erfahren, wie die Schwestern hier im Kloster leben.

Für unsere Kunden haben wir hier einige wichtige Informationen (PDF, 80 KB) zusammengestellt. Darin empfehlen wir Ihnen auch einige Adressen von klösterlichen Betrieben, die sich in Zukunft über Ihre Bestellungen freuen.
„Tour der Rietberg“: Klima-Radtour führt zur Abtei

Am frühen Abend des 3. Mai empfingen wir ungewöhnlichen Besuch: Eine Gruppe von etwa 35 Radfahrern und Radfahrerinnen fuhr in den Hof ein, um unsere Hackschnitzelheizung zu besichtigen. Bürgermeister Andreas Sunder hatte die Rietberger eingeladen zur „Tour der Rietberg“, die im Rahmen der Klimawoche dem Thema „Heizen“ gewidmet war und bei strahlendem Frühlingswetter verschiedene Ziele im Stadtgebiet zur Besichtigung ansteuerte.
Unsere Holzhackschnitzel-Heizung, die bereits seit 15 Jahren Kloster, Gästehaus und Kirche mit Wärme versorgt, war eine Station auf dem Weg, die viele Interessierte anlockte. Schwester Mirjam und Heinz Loick, der im letzten Jahr ihre Aufgabe als Hausmeister übernommen hat, stellten die Anlage kenntnisreich vor und berichteten von den Erfahrungen mit dieser nachhaltigen Form der Wärmegewinnung aus dem regenerativen Energieträger Holzabfälle.
Die Rietberger Radler freuten sich über den freundlichen Empfang auf dem Klosterhof - und wir uns über das Interesse und die schöne Begegnung!
Festliches am 1. Mai: Weihetag von Äbtissin Angela

Am 1. Mai begingen wir den Weihetag von Äbtissin Angela: Seit fünfzehn Jahren steht sie an verantwortungsvoller Stelle im Dienst unserer Gemeinschaft und leitet die Abtei Varensell.
In diesem Jahr feierten wir den Tag mit einem festlichen Nachmittag: Beim gemeinsamen Kaffeetrinken setzten frisch am Tisch gebackene Waffeln einen besonderen kulinarischen Akzent!
Danach hielten wir im Konvent ein „Ostersingen“: Jede Schwester hatte vorab ein Lieblings-Osterlied eingereicht, aus denen sich dann eine reiche Folge unterschiedlicher Epochen ergab.
In dieser weltpolitisch leid- und sorgenreichen Zeit sprechen die Texte noch einmal neu und eindringlich von der österlichen Hoffnung, die immer neu gesungen und gelebt werden will – auch gerade jetzt!
Ostern 2022
In dieser Zeit Ostern zu feiern ist nicht leicht. Aber sicherlich eins vom Wichtigsten, das wir nun tun können. In einer Zeit des Mordens und des Krieges zeigt uns Gott seinen Weg mit uns Menschen. Seinen Weg der Liebe und Hingabe, der Solidarität, der Ohnmacht, des Sterbens und des Lebens. So ernst wie heute haben wir das lange nicht gehört. Uns begleiten durch diese Tage Worte und Zeugnisse der Hoffnung.

Von den Mönchen von Tibhirine, die 1996 in Algerien entführt und ermordet wurden, haben wir uns in die österlichen Tage hineinführen lassen. In ihren Gesängen heißt es:
„Da er bei uns ist
in dieser Zeit der Gewalt,
träumen wir nicht, er sei überall,
nur nicht dort, wo man stirbt...
Lasst uns zum Mann des Leidens gehen,
der uns am Kreuz ein Zeichen gibt!
Da er bei uns ist
wie in der Morgendämmerung von Ostern,
versäumen wir nicht das Treffen
mit dem vergossenen Blut.
Nehmen wir das Brot.
Trinken wir den Kelch,
der uns gereicht wird.
Empfangen wir ihn, der sich geopfert hat
und uns bis zum Ende liebte!“
(aus dem Film „Von Menschen und Göttern“)

Schalom Ben Chorin (1913-1999) schrieb 1942 in dunkelster Zeit sein Gedicht „Das Zeichen“:
Freunde, daß der Mandelzweig
wieder blüht und treibt,
ist das nicht ein Fingerzeig,
daß die Liebe bleibt?
Daß das Leben nicht verging,
soviel Blut auch schreit,
achtet dieses nicht gering,
in der trübsten Zeit.
Tausende zerstampft der Krieg,
eine Welt vergeht.
Doch des Lebens Blütensieg
leicht im Winde weht.
Freunde, daß der Mandelzweig
sich in Blüten wiegt,
bleibe uns ein Fingerzeig,
wie das Leben siegt.
Daran anknüpfend deutete Äbtissin Angela am Gründonnerstag in ihrer Ansprache in der Feier des letzten Abendmahls das österliche Geschehen als „Hoffnungszeichen“. Hier sind ihre Gedanken nachzulesen.

In das wachsende Licht der Osternacht begleitet uns ein weiterer Gesang der Mönche von Tibhirine:
„O Vater des Lichts, ewiges Licht
und Quelle allen Lichts,
leuchten lässt Du bei Eintritt der Nacht
das Licht Deines Antlitzes.
Das Dunkel ist für Dich kein Dunkel.
Für Dich ist die Nacht
ebenso licht wie der Tag.
O Vater des Lichts, ewiges Licht
und Quelle allen Lichts,
leuchten lässt Du bei Eintritt der Nacht
die Herrlichkeit des Auferstandenen.“
Im Hören auf die Lesungen der Osternacht
lud uns P. Albert Schmidt in seiner Predigt ein, die Gefahr großer Worte zu umgehen und auf ein kleines Wort zu achten: Das Wort „nur“ legte eine hochaktuelle Spur bis in die Mitte der österlichen Botschaft hinein: „Der Friede sei mit euch!“
Hier ist die Predigt nachzulesen.
Wir wünschen Ihnen ein gesegnetes Osterfest -
mit dem Gruß des auferstandenen Christus im Herzen:
„Friede sei mit euch!“